Therapeutische Methoden, die zur Erhaltung und Förderung geistiger Fähigkeiten beitragen, die Orientierung in der Realität und die Selbstän­digkeit unterstützen und das Wohlbefinden fördern.

  1. Grundhaltung, Gesprächsführung
  2. Biographiearbeit, Erinnerungspflege
  3. 10-Min. Aktivierung
  4. Gedächtnistraining
  5. ROT
  6. Validation
  7. Basale Stimulation
  8. Milieutherapie
  9. Kunsttherapie/Musiktherapie
  10. Ergotherapie
  11. Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Selbsterhaltungstherapie

 1. Grundhaltung, Gesprächsführung (C. Rogers)

Die Gesprächsführung bildet die Grundhaltung für alle weiteren Ansätze und Therapieformen

  • Einfühlsam (Empathie) einfühlendes nicht wertendes Verstehen, innere Realität des Erkrankten wahrnehmen, verstehen und mitteilen.
  • Akzeptanz (Wertschätzung) warme positive und akzeptierende Ein­stellung
  • Echtheit (Kongruenz) Gefühle und Erfahrungen einbringen, sich selbst nicht verleugnen oder verstellen

Der Erkrankte wird vom Betreuer:

  • aufmerksam und geduldig angehört
  • bedingungslos angenommen und ernst genommen (mit all seinen schwierigen Gedanken, Gefühlen usw.)
  • mit Einfühlungsvermögen verstanden in seinen Erlebnissen, Gefühlen, Wünschen und Triebregungen
  • angeregt zu einer entspannten Haltung und Angstverminderung

Fühlen sich Demenzkranke geachtet, verstanden und akzeptiert, dann reduzieren sich ihre Versagensängste.

  1. Biographiearbeit, Erinnerungspflege

Die Biographie eines Demenzerkrankten ist von enormer Wichtigkeit.

Jeder Mensch hat eine individuelle Lebensgeschichte, die niemals einer anderen gleichen kann. Die Höhen und Tiefen eines langen Lebens haben den Menschen ge­prägt und bestimmen jetzt sein Verhalten, seine Gewohnheiten, Vorlieben und Empfindlichkeiten. Das Wissen über die Lebensgeschichte hilft den alten Menschen zu verstehen und ange­messen auf ihn einzugehen. Gerade mit fortschreitender Demenz verliert der alte Mensch seine bisherige Individualität und Identität und wirkt verunsichert, ängstlich oder aggressiv. Alte Menschen mussten sich vielen Veränderungen anpassen, nichts ist mehr so, wie es früher war. . Das Leben von vielen alten Menschen war geprägt von der historischen Geschichte, von Hungers­nöten, Vertreibung und Krieg, niemand konnte damals mit einer sicheren Lebenszeit rechnen.

Das Thema „Lebensgeschichte“ bietet vielfältige Möglichkeiten um möglichst viel über das Leben älterer Menschen herauszufinden, um bestimmte Vorlieben und Eigenheiten kennen und verstehen zu lernen.

Erinnerungsarbeit ermöglicht den alten Menschen nicht nur auf sein momentanes Er­scheinungsbild mit seinen Krankheiten und Schwächen zu reduzieren, sondern seine Lebenserfahrungen kennen zu lernen, sie zu schätzen und in die Gegenwart zu inte­grieren. Ressourcen und alte Fähigkeiten können erkannt, gefördert und möglichst lange erhalten bleiben.

Die individuelle Lebensgeschichte kann in einem Lebensbuch fest­gehalten werden und mit Fotos, Informationen und Andenken aus­ge­schmückt werden. Einzelne Bereiche, wie z.B. Schulzeit, Kindheit, Berufstätigkeit oder Lieblingsbeschäftigungen können näher betrachtet und gestaltet werden.

  1. Aktivierung – 10 Minuten Aktivierung

Der Zugang zu jedem Menschen erfolgt über seine Sinnesorgane, über das Sehen, das Hören, das Riechen, das Tasten und das Schmecken.

Mit allen Sinnen sammeln wir Erfahrungen auf die wir jederzeit zurück­greifen können und über die Sinneseindrücke lebendig und wieder erinnert werden.

Besonders Demenzkranke deren sprachliche Fähigkeiten und Erinne­rungen zunehmend verloren gehen, sind auf ihre Sinne angewiesen.

Die im Langzeitgedächtnis noch erhaltenen Eindrücke und Erfahrungen werden reaktiviert.

Dazu benutzen wir einfachste Mittel, von früher bekannte Gegenstände, die als „Schlüsselreiz“ wirken (Taschentücher, Küchengeräte, Nähzeug, Gürtel, Wäscheklammern, Werkzeug, Einweckgläser, Waschbeutel, Wäschekorb)

Die Gegenstände müssen aus dem aktiven Leben vertraut sein.

Aber auch Sprichwörter und Redewendungen, Musik, Buchstaben, einfache Puzzle…..

  1. Gedächtnistraining

Gedächtnistraining ist die gezielte Übung von Gedächtnisleistung durch Fragespiele, Kreuzworträtsel oder andere Hirnleistungsübungen

Einfache Übungen des Gedächtnistrainings können in der frühen Krank­heitsphase hilfreich sein. Voraussetzung ist, dass es der Erkrankte gern macht und nicht überfordert wird.

Einfache anschauliche Denkübungen sollen spielerisch sein, viele Sinne mit einbeziehen und keinen Leistungsdruck erzeugen. Demenzkranke müssen Erfolgserlebnisse und Spaß haben und die Aktivitäten sollen nicht zu kindliche wirken.

  1. ROT (Realitätsorientierung)

ROT eignet sich nur in der Anfangsphase der Er­krankung und muss den grundlegenden Bedürfnissen des Kranken an­gepasst werden, d.h. der gesamte Alltag wir unter dem Gesichtspunkt „Orientierung“ gestaltet.

Dazu gehören

  • eine klare, zeitliche Strukturierung des Alltags, regelmäßige Ereig­nisse sollen nach festem Zeitplan ablaufen und werden in den Tages- und Wochenplan integriert.
  • das Anbringen von Orientierungshilfen, große Tafeln mit Ort und Zeitan­gaben, Tagesplan, große Uhr und Kalender, Namens- und Tür­schilder, Wegweiser, Symbole.
  • Aktivitäten des täglichen Lebens werden unterstützt, gefördert und erhalten.
  1. Validation

Validieren bedeutet, die Sichtweise des Demenzkranken für „gültig zu erklären“ und sie zu bestätigen ohne sie mit der Wirklichkeit zu ver­gleichen oder sie zu korrigieren.

Validation ist eine einfühlsame Begleitung von verwirrten alten Menschen, wobei es um das Loslassen verdrängter Konflikte und aufge­stauter Gefühle geht, ohne den alten Menschen verändern zu wollen oder eine Lösung zu finden.

Validieren bedeutet, die Gefühle eines Menschen anzuerkennen und für wahr zu erklären. Durch ein gutes Einfühlungsvermögen soll versucht werden, in die innere Erlebniswelt des desorientierten Menschen vorzu­dringen, „in den Schuhen des anderen [zu] gehen“

Mit der Methode der Validation kann der Begleiter den alten verwirrten Menschen in seiner Vergangenheit, auf seiner Gefühlsebene erreichen und seine Gefühle (Wut, Trauer, Ärger) wertschätzen, annehmen und akzeptieren. Der Begleiter wird als vertrauensvoller, einfühlsamer Zuhörer, die Signale auffangen und die Gefühle in Worten oder kleinen Sätzen bestätigen und ausdrücken.

7. Basale Stimulation

Basale Stimulation versucht dem Erkrankten geeignete Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Kommunikationsangebote zu machen.

Der Erkrankte bekommt in schwierigen subjektiven Situationen, die durch Stress, hohe emotionale Belastung wie Angst oder Unruhe gekennzeichnet sind, eine Orientierung über den eigenen Körper.

Dies geschieht durch die Anregung von Grundbedürfnissen, z.B. nach Ruhe, Wärme, Körperkontakt, Berührungen.
Der Erkrankte ist fähig, in unmittelbarer Nähe mit anderen Menschen „basal“ zu kommunizieren. Durch gezielten Körperkontakt (z.B. Arm auf die Schulter legen) können Reize und Signale (Sicherheit, Geborgenheit) gegeben werden. Handmassagen mit Aromaöl oder Rückenmassagen mit einem Igel- oder Tennisball bewirken Ruhe und Geborgenheit.

8. Milieutherapie

Viele der zu beobachtenden emotionalen Störungen und Verhaltens­probleme werden auch durch Umgebungseinflüsse, d.h. durch ein nicht der Krankheit angemessen gestaltetes soziales und physisches Milieu mit verursacht.

Milieutherapie erleichtert dem Alzheimer-Kranken die Wahrnehmung und Orientierung. Zum Beispiel fördern hell erleuchtete, schattenarme Räume oder die gezielte Farbgestaltung mit satten, warmen und hellen Farben die Wahrnehmung und das Wohlbefinden. Auch erleichtern offene Räume wie zum Beispiel Wohnküchen oder offene Regale dem Kranken sich zurechtzufinden.
Neben den genannten Anregungen sollte man zu Hause auch auf Gefahrenquellen achten und diese mindern. Zu den Maßnahmen, die die Umgebung an die Bedürfnisse des Erkrankten anpassen, kann zum Beispiel auch gehören, einen freien Bewegungsraum zu schaffen, in welchem der Erkrankte vor Verletzungsgefahren möglichst sicher ist und der seinem Bewegungsdrang entgegenkommt

Demenzkranke reagieren sehr sensibel auf Störungen und plötzliche Veränderungen in ihrer Umgebung. Abrupte Veränderungen des Milieus können zu Abwehr- und Verweige­rungsverhalten führen.

9. Musiktherapie/Kunsttherapie

Zu den Therapieverfahren, die sich bewusst und gezielt auf die Emotio­nalität und Kreativität Demenzkranker beziehen, zählen Musik- und Kunsttherapie. Erkrankte, denen andere Wege der Kommunikation nur noch begrenzt zur Verfügung stehen, sollen Gelegenheit erhalten, durch Singen oder andere künstlerische Aktivitäten Gefühle zu erleben oder wieder zu erleben.

10. Ergotherapie

Ergotherapie ist eine Behandlungsform, die durch sinnvolle Beschäfti­gung und Arbeit helfen soll, die Folgen einer Krankheit zu überwinden, die Selbstständigkeit des Kranken zu fördern und ihn an das Alltags­leben heranzuführen. Ergotherapie umfasst Beschäftigungstherapie und Arbeitstherapie.
Bei Demenzerkrankungen geht es vorrangig darum, erhaltene Fähig­keiten so lange wie möglich zu erhalten.

11. Verhaltenstherapie

Ein wichtiges Element der Verhaltenstherapie ist die Technik des Verhaltensaufbaus und –abbaus vor allem durch positive Anreize („Belohnungen“). Es wird eine Verhaltensänderung ermöglicht ohne die aktive Mitarbeit des Erkrankten.
Diese Methode wird in „klassischen“ Problemsituationen wirksam, zum Beispiel zum Abbau von störendem Sozialverhalten. Für die Umwelt ist das Verhalten eines Alzheimer-Kranken nicht immer nachvollziehbar und kann störend wirken. Mit Verhaltenstherapie kann weiterhin eine größere Selbständigkeit erreicht werden zum Beispiel beim Baden oder An­ziehen.
Sehr hilfreich ist es, die alltäglichen Handlungen zu „ritualisieren“, d.h. z.B. beim Baden oder Anziehen zu versuchen immer die gleiche Reihenfolge der Handlungen beizubehalten und nacheinander vorzu­nehmen. Durch das tägliche Einüben der immer gleichen Vorgänge, können diese Handlungen länger erinnerbar bleiben.

12. Psychotherapie, Selbsterhaltungstherapie

(SET nach Romero) sind Therapieansätze die von ausgebildeten Therapeuten nach Bedarf in der Anfangsphase angeboten werden.